Bischöflich
Münstersches Offizialat Vechta
Offizial
und Weihbischof Heinrich Timmerevers
Geleitwort
zum Zukunftskongress 2012 der Ev.-Luth. Landeskirche Oldenburg unter
Betrachtung des Bildes „Bergpredigt“ von Karola Onken.
Wer
einen Berg besteigt, ist zumeist überwältigt von der Aussicht, die
sich vom Gipfel her ergibt. Das Auge sieht in eine Ferne und Weite,
die ihm so im Alltäglichen oftmals nicht möglich ist. Bekanntes und
Vertrautes verlieren im neuen Blickwinkel an Größe und wirken
mitunter unbedeutend angesichts der Weite der Schöpfung. Fast
zwangsläufig wird einem bewusst, dass die eigene Welt und Umwelt
nicht alles sind, sondern Teil eines größeren Ganzen, Ausschnitt im
Gefüge einer Welt, die auch hinter dem jeweiligen persönlichen
Horizont neues Land bereithält.
Wer
auf dem Berg den Blick in die Weite wagt, bedarf der Sonne, des
Lichtes, damit die Sicht klar ist und unverstellt. Nebel trübt die
Sicht und verhindert die Orientierung. Ohne Licht ist kein Ziel
auszumachen, ohne Sonne bleibt man am eigenen Standpunkt gefesselt
oder tastet sich nur unsicher von Ort zu Ort.
Karola
Onkens Bild `Bergpredigt´ zeigt eine Gruppe von Menschen gleichsam
auf einem Berg, den Blick gemeinsam gerichtet zur Mitte hin. Aus der
Mitte heraus strahlt sie ein Licht an, Jesus, der ihnen mit seiner
Lehre den Blick weitet und neue Horizonte eröffnet. In einem
dynamischen Mehrklang von Rot-, Orange- und Gelbtönen werden die
Menschen vom Licht im Zentrum je eigens erfasst. Einige beginnen
bereits von innen her zu leuchten, andere tragen noch am Dunkel, dass
aus der Tiefe kommt. Und doch scheint es, als hebe sie das Licht aus
dem Dunkel heraus in die Höhe, aus dem Dunkel des Unbestimmten und
Anonymen ins Licht der eigenen Persönlichkeit. Im Licht gewinnt
jeder sein eigenes Profil, wächst über sich hinaus und blickt
gemeinsam mit anderen in lichtvolle Ferne.
In
der Bergpredigt taucht Jesus Land und Menschen in ein neues Licht.
Dieses Licht ist faszinierend und trifft in vielen Fällen
tiefe Sehnsüchte. Dieses Licht verändert, Land und Menschen
gewinnen neue Konturen, Farben und Kontraste werden deutlicher.
Euer
Ja sei ein Ja - sich auf das menschliche Wort voll und ganz verlassen
können, das wäre großartig. Liebt eure Feinde – Friedensstifter
müssten alle Menschen sein. Eine Welt, in der die Armen satt werden
und die Weinenden lachen können, eine Welt ohne jede Gewalt –
danach sehnen alle Menschen sich. Mit dieser Botschaft strahlt Jesus
seine Hörer an und das Licht, in dessen Strahlen das beginnende
Gottesreich getaucht ist, das leuchtet - im buchstäblichen Sinn des
Wortes - ein.
Die
Botschaft Jesu ist universal, er ist das eine Licht, das den Weg in
ein neues Land weist. Er ist das eine Licht für alle. Das Bild
`Bergpredigt´ ist jedoch zweigeteilt. Die Menschheit, das
Christentum und die Kirche sind von Spaltungen durchzogen. Diese
Wunde schmerzt. Sie zu heilen, ist eine bleibende Aufgabe. Umso
wichtiger, dass alle den Blick auf die Mitte, auf Christus nicht
verlieren. Dieser Blick ist uns als Christen gemein. Er eint uns im
Ziel, das in einem Land liegt, das ER uns zeigen will. Nur von der
Mitte her wird der Riss, wird die Wunde heilen können, denn Jesus
lehrt mit göttlicher Vollmacht, er liebt mit bedingungsloser Liebe,
er lebt, für uns, ewig.
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Weihbischof Timmerevers |
Von
IHM angestrahlt und aus der Tiefe erhoben den Blick in die Weite, in
die Zukunft richten, das können Christen aller Konfessionen zusammen
tun. So werden wir gemeinsam Zeugen für das anbrechende
Gottesreich, einem Land, das am Horizont bereits aufscheint.
Der Kongress findet am 6. und 7. Juli in der Weser-Ems-Halle in Oldenburg statt.