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"Bergpredigt". Acryl auf Leinwand, zweiteilig. Weitere Aufnahmen von Karola Onkens Bildern finden Sie nach einem Klick auf das Foto

20. Oktober 2010

Sächsische Zeitung: "Auf den Spuren des Urahns Caspar David Friedrich"

Karola Onken ist eine Nachfahrin des großen Malers. Inspiration holt sich die Künstlerin derzeit in der Sächsischen Schweiz.

von Mareike Huisinga, Sächsische Zeitung 16./17.10.2010

Oberrathen. Freitagvormittag. Nachdenklich schaut die Dame mit der hochgesteckten Frisur auf die mächtigen Basteifelsen. Nebelschwaden ziehen nach oben. Nur mühsam kann die Sonne einen Weg durch den verhangenen Himmel finden. Unten im Tal fließt ruhig die Elbe. Unwillkürlich denkt Karola Onken an die Sehnsuchtsbilder von Caspar David Friedrich. Was auch nicht weiter erstaunt, denn die Niedersächsin aus Oldenburg ist die Ur-Ur-Ur-Nichte des großen Malers, der in der Sächsischen Schweiz unter anderem das berühmte Gemälde „Felsentor im Uttewalder Grund“ geschaffen hat.

In Karola Onken setzt sich das Talent fort: Die 67-Jährige ist selber Künstlerin und leitet in diesen Tagen in der Sächsischen Schweiz eine Malerreise, die sinnigerweise unter dem Titel „Auf den Spuren
von Caspar David Friedrich“ steht.

Die Werke ihres berühmten Vorfahren schätzt Onken sehr, möchte sich aber nicht anmaßen, ihre Kunst mit der von Caspar David Friedrich zu vergleichen. „Das wäre vermessen“, betont sie, überlegt einen Moment und sagt dann: „Ich möchte mit meinen Bildern Freude vermitteln und die Betrachter hineinnehmen in den Horizont des Lebens und in die Sichtweise der Spuren Gottes in der Natur.“

Dennoch scheint es Berührungspunkte zu geben. Ähnlich wie Friedrich setzt die freischaffende Künstlerin den Schwerpunkt auf Landschaftsmalerei. Im Bereich der Acrylmalerei sind ihr Bilder mit biblischen Aussagen besonders wichtig. Bekannt sind ihre Werke, die ein leeres Kreuz darstellen. „Das Kreuz steht zunächst für Tod. Aber Jesus ist nicht am Kreuz geblieben, er ist auferstanden, hat den Tod überwunden. „Deshalb ist das Kreuz für mich auch ein Symbol für Jubel und Freude.“ Und just in dieser Aussage kann Karola Onken eine Beziehung zu den Bildern C. D. Friedrichs entdecken. Besonders fasziniert sie sein Gemälde „Felsenschlucht“, das 1823 auf den Basteifelsen entstand. „Die Felsen ragen gen Himmel, scheinen zu Gott zu streben. Für mich drückt sich in dem Gemälde auch die Sehnsucht des Künstlers nach Gott aus“, sagt Karola Onken mit leiser Stimme.


Ursprünglich stammt Karola Onken aus der Gegend von Stralsund. 1945 flüchtete ihre Familie nach Delmenhorst bei Bremen. Während der Kriegswirren gingen Originalgemälde von Caspar David Friedrich verloren, die sich damals im Besitz ihres Vaters befanden. „Ein unermesslicher Verlust“, sagt Onken heute. Schon als kleines Kind zeigte sie großes Interesse für Kunst. Als sie im Religionsunterricht ein Bild über die „Speisung der 5000“ malte, sagte ihre Lehrerin, das könne nicht von ihr sein. „Diese Bemerkung hat mich damals natürlich tief getroffen, erst später wurde mir bewusst, dass es eigentlich ein großes Kompliment war.“

Tochter hat Talent geerbt

Nach der Schulausbildung studierte Karola Onken zunächst Kunst. Aber ihr Professor stellte seine eignenen Bilder in eine Reihe mit denen von Caspar David Friedrich. „Diese Anmaßung konnte ich nicht ertragen.“ Deshalb wechselte sie zum Fach Theologie und arbeitete nach Beendigung als Volksschullehrerin. 1968 heiratete sie den Pastor Christoph Onken. Karola und Christoph Onken haben vier mittlerweile erwachsene Kinder und drei Enkelkinder. Ihre 35-jährige Tochter Friederike scheint die künstlerische Begabung geerbt zu haben. „Friederike malt gerne und entwickelt einen sehr eigenen Stil“, stellt die Mutter fest.

Es ist bereits das vierte Mal, dass das Ehepaar Onken die Sächsische Schweiz besucht, um auf den Spuren von Caspar David Friedrich zu wandeln und sich inspirieren zu lassen . „Die Landschaft mit den vielen Gegensätzen ist fantastisch. Ich liebe das Licht und die Weite auf den Höhen genauso wie die Dunkelheit und Enge in den Gründen.“ Den Malerweg kennt Karola Onken inzwischen schon sehr gut. Dennoch stellt die Künstlerin fest: „Ich komme gerne wieder, denn ich habe längst noch nicht alles gemalt, was zu malen ist.“