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"Bergpredigt". Acryl auf Leinwand, zweiteilig. Weitere Aufnahmen von Karola Onkens Bildern finden Sie nach einem Klick auf das Foto

16. April 2011

Evangelische Zeitung: Der Blinde und die Farbe der Hoffnung

Für die Oldenburger Künstlerin Karola Onken bilden Farben die Brücke zu biblischen GeschichtenVon Kerstin Kempermann

OLDENBURG – Leuchtendes, kraftvolles Gelb findet sich immer wieder in den Kreuzbildern von Karola Onken. Und das ist auch nicht verwunderlich. Denn Gelb steht für das göttliche Licht, für die Erkenntnis. Und doch: „Gelb ist auch die Farbe der Eifersucht“, macht Karola Onken deutlich und verweist darauf, dass jede Farbe verschiedene Bedeutungen hat.

Die Oldenburger Künstlerin Karola Onken beschäftigt sich viel mit Farben und deren Bedeutung. Eingesetzt werden diese bei ihren Bildern, egal ob Landschaftsbilder oder Werke mit religiösem Inhalt, jedoch meist intuitiv. Wichtig sei es dabei, die Farben niemals einzeln, sondern immer im Zusammenspiel zu sehen. Denn: „Die Farben bringen sich gegenseitig zum Leuchten.“

Onkens Bilder regen zum Nachdenken über den christlichen Glauben an. Die Verbindung von Farben und Glaubenserfahrungen fasst Onkens Ehemann, der Pastor in Rente Christoph Onken so zusammen: „Farbe kann etwas zum Ausdruck bringen, was das Wort, die Predigt nicht kann.“ Farbe sei ein ganz besonderes Medium, dass den Glauben erlebbar und fassbar mache, betont er.

„Mit meinen Bildern möchte ich Freude vermitteln und den Betrachter mit in ein Farberleben hineinnehmen, das aus den vielfachen Deutungsmöglichkeiten entspringt“, sagt Karola Onken, die seit ihrer frühesten Kind- heit malt. Die Liebe zur Kunst wurde ihr in gewisser Weise schon mit in die Wiege gelegt. Denn Onken ist mit dem Maler Caspar David Friedrich verwandt. Ihre Leidenschaft für die Kunst mündete 1962 in ein Studium in Kunst und Theologie an der pädagogischen Hochschule Oldenburg. Von 1965 bis 1971 war sie als Lehrerin tätig.

Wenn Onken über ihre Bilder spricht, dann merkt man ihre Hingabe sowohl an die Kunst und die Farben als auch an die Glaubensgeschichten und Glaubenswahrheiten, die sie in ihren Werken erzählt. Von den biblischen Geschichten hinter ihren Bildern er- zählt mit gleicher Leidenschaft wie über den Entstehungsprozess ihrer Werke. „Malen ist für mich ein Geschenk Gottes“, betont sie.

Und so vermitteln ihre Kreuzbilder die freudige Erkenntnis „er ist auferstanden“ mit leuchtenden Gelb- und Rottönen. Aber auch die Schöpfungsgeschichte hat sie auf die Leinwand gebannt. Wer ihr Atelier betritt, dem fällt sogleich das Bild „Abraham unterm Sternenhimmel“ auf. Es ist ganz in Blau gehalten. „In diesem Bild steht das Blau für das Vertrauen, dass Abraham in Gott setzte“, berichtet Onken, denn blau ist die Farbe der Treue aber auch die Farbe des Transzendenten, des Himmlischen und somit in diesem Bild mit doppelter Bedeutung. Das muss aber nicht jeder Betrachter so sehen“, sagt Onken. Denn die Assoziationen zu bestimmten Farben seien zwar oft ähnlich, könnten aber auch sehr unterschiedlich sein.

„Farbe kommt in dein Leben“ heißt ein Glaubenskursus

Ihre Leidenschaft für Farben und den Glauben vermittelt Onken aber nicht nur in ihren Bildern. Seit über zehn Jahren ist sie auch als Multiplikatorin der Glaubenskurse „Stufen des Lebens“ in vielen Gemeinden tätig und in einem dieser Kurse geht es um Farbe. Er heißt „Farbe kommt in dein Leben“. Das Konzept des Kurses: Farben bilden spirituelle Brücken zu biblischen Geschichten, die dadurch vonden Teilnehmern ganz neu er- fahren und zur eigenen Le- bensgeschichte werden können.

Erzählt werde zum Beispiel die Geschichte vom Sohn Bartimäus, dem Sohn des Timäus, berichtet Onken über die Kursinhalte. Dazu werde ein großes Farbbild auf den Boden ausgelegt, das zu Beginn hauptsächlich aus Grau besteht, denn der blinde Bettler sei ja zunächst in einer Welt ohne Farben, symbolisiert eben durch die graue Farbe. Aber Bartimäus hat von Jesus gehört. Allein das bringt ihm Hoffnung, symbolisiert durch grüne Farbe. In dem er nach Jesus ruft, öffnet sich für ihn etwas. Ein grüner Streifen ent- steht auf dem Teppich. Am Ende der Geschichte sind Jesus und Bartimäus in grüne Farbe eingehüllt. „Denn grün steht für das Leben“, betont Karola Onken.


Erschienen in der Evangelischen Zeitung am 16.04.2011, Foto: Kerstin Kempermann