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"Bergpredigt". Acryl auf Leinwand, zweiteilig. Weitere Aufnahmen von Karola Onkens Bildern finden Sie nach einem Klick auf das Foto

21. Dezember 2009

BUCHBESPRECHUNG von Reinhard Deichgräber

Georg Gremels (Hrsg.), Ich bin ganz Ohr. Betrachtungen zum Thema Berufung zu Bildern von Karola Onken, Verlag der Francke-Buchhandlung, Marburg/Lahn, 2009; ISBN 978-3-86827-071-6.

Sammelbände mit vielen Autoren haben es auf dem Büchermarkt meistens nicht leicht. Auch Bildbänden geht es oft nicht gut. Diesem Sammelband mit Beiträgen von 31 Autorinnen und Autoren zu Bildern von Karola Onken sollte es gut gehen, denn er unterscheidet sich eindrucksvoll und wohltuend von dem, was sonst so als Sammelwerk auf den Markt kommt.

Die Acrylbilder von Karola Onken sind hervorragend reproduziert und laden zum Betrachten ein. Die Texte sind wirklich sehr gediegen; eigentlich keiner von ihnen fällt ab. Sie bieten mehr als das, was man sonst bei der Gattung "Bildbetrachtung" gewohnt ist. Sie überraschen immer wieder durch die Fülle und Tiefe der Gedanken, wobei sich die Vielzahl der Autoren mit ihrer ganz unterschiedlichen Herkunft und Prägung positiv auswirkt. So ist bei den Autoren eine gute ökumenische Vielfalt gegeben; natürlich ist auch dafür gesorgt, dass nicht nur Männer zu Wort kommen. Vor allem aber sei erwähnt, dass unter den Autoren auch eine ganze Reihe von Laien sind. Was ich vermisse: Kurzbiographien, die etwas mehr vom Lebenslauf der Schreiberinnen und Schreiber erkennen lassen.

Wie kann man ein solches Buch gebrauchen? Natürlich ist es zunächst zur persönlichen Lektüre da. Dabei empfiehlt es sich, das Buch über einen längeren Zeitraum an einem dafür geeigneten Platz aufgeschlagen liegen zu haben, so dass der Blick auch im Vorübergehen immer einmal wieder auf eines der Bilder von Karola Onken fällt. Denn mit Bildern muss man leben, wenn man ihre Botschaft hören und verstehen will.
Es lohnt sich aber auch die gemeinsame Lektüre einzelner Beiträge aus dem Buch in der Gemeinschaft eines Hauskreises. Gleich der erste Beitrag, geschrieben von dem Münsterer Bischof Felix Genn, eignet sich gut zu einer gemeinsamen Besprechung. Dazu sollte man sich dann am besten einen katholischen Priester einladen. Es ist hochinteressant, zu sehen, wie Christen unterschiedlicher Herkunft und Prägung gerade beim Thema "Berufung" in recht verschiedenen Sprachmustern zu Hause sind: Römisch-katholische Frömmigkeit einerseits, lutherische und pietistische Spiritualität andererseits füllen das Wort "Berufung" doch recht unterschiedlich, so dass der Austausch für beide Seiten ebenso spannend wie gewinnbringend sein dürfte.

Nun habe ich in dieser Besprechung fast nichts über die Bilder von Karola Onken gesagt. Dabei sind die Bilder doch die eigentliche Grundlage des Buchs! Natürlich sind diese Bilder eindrucksvoll, aussagekräftig, faszinierend, bedenkenswert – aber damit sind die Bilder zwar korrekt, zugleich jedoch unangemessen klischeehaft beschrieben. Doch Bilder wollen nicht beschrieben sein, sondern angeschaut, und das immer wieder, immer wieder. Ein wirklich gutes Bild erkennt man daran, dass man mit dem Kunstwerk nicht so schnell fertig wird. Für die Bilder von Karola Onken braucht man viel Zeit, ganz viel Zeit ..., also: Komm und sieh!

rd

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